Ich wache auf. Zuerst sind da nur unbestimmte Eindrücke: das Gefühl irgendwie verknotet zu liegen, es ist warm und ich habe Durst. Der nächste Gedanke: irgendwas ist schwierig. Und als eine Stimme mich erinnert, dass es jetzt Zeit aufzustehen ist, weiß ich bereits: Ich habe gar keine Lust aufzustehen, ich könnte mich am liebsten einfach nur wegdrehen und weiterschlafen.
Seltsam, dass wir wissen können, ohne verstehen zu müssen. Wir können wissen, dass es uns gut geht, ohne zu verstehen, warum. Wir können auch wissen, dass wir unglücklich sind, dass es ein Problem gibt, dass eine Gefahr droht oder etwas Wunderbares passieren wird, ohne dass wir uns erklären könnten, warum wir das so sicher wissen. Wir wissen es einfach.
Wir können diese Art des Wissens gefühltes Wissen nennen. Es bildet die Basis unserer Wirklichkeitserfahrung. Unsere Sinnesorgane liefern die Empfindungen und sensorischen Eindrücke, dann kommen irgendwie noch Vorstellungen und Gefühle dazu. Das Bewusstsein „schwimmt“ in dieser Suppe aus Körperempfindungen, Gefühlen und Gedanken. Der Verstand mag noch sehr die eigentliche Bedeutung dieser Erfahrung durchdringen wollen, es kann ihm nie ganz gelingen. Denn der Verstand schwimmt ja mit, er ist Teil des Bewusstseinsprozesses. Der Verstand kann nur so tun, als würde er das Ganze mal von außen anschauen. Er kann Distanz simulieren, ohne sie je echt verwirklichen zu können.
Die erste Aufgabe in jeder Art von bewusster Lebensgestaltung ist, sich mit dem eigenen gefühlten Wissen anzufreunden. Das bedeutet nicht, dass wir alles glauben müssen, was dieses Wissen uns erzählt. Wir können nämlich beobachten, dass es voller Irrtümer, Fehlschlüsse und einengenden Konditionierungen ist. Dennoch ist das gefühlte Wissen zugleich unser wichtigster Schatz. Es steckt voller Weisheit, Intuition und Schönheit. Was immer wir in unserem Leben verändern, entdecken und entfalten wollen – wir können dies nur im Dialog mit unserem gefühlten Wissen tun.