Archive for Mai, 2011

Seminar „Leichter gehen, stehen, sitzen“, 29.05.11

Sonntag, Mai 29th, 2011

Wir bewegen uns den ganzen Tag, aber wie eigentlich? Wissen wir, wie wir uns bewegen? Oder verlassen wir uns einfach darauf, dass es so, wie es ist, gut ist? – Wenn Sie anfangen, einen Blick hinter die Kulisse der Selbstverständlichkeit zu werfen, werden Sie Erstaunliches entdecken.

Erstens: Sie bewegen sich so, wie Sie es sich im jeweiligen Moment vornehmen. Der Körper „hört“ auf Ihre Gedanken, Ideen und Befehle. Und zweitens: Vieles davon, was Sie Ihrem Körper mit auf den Weg geben, ist nicht durchdacht, sondern folgt allgemein gängigen, aber recht ineffektiven Ideen von Bewegung und Handlungsgestaltung.

Ein Beispiel: Sie merken, dass Sie beim Schreiben am PC zusammengesunken dasitzen und fühlen sich verspannt. Sie strecken den Oberkörper durch und recken sich in eine „aufrechte“ Position, die Sie dann ein paar Sekunden zu „halten“ versuchen. Nach ein paar Minuten wandert Ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Bildschirm und im Hintergrund nehmen Sie noch wahr,  dass Sie den Kampf um die aufrechte Position gegen die Schwerkraft verlieren werden. Ein schlechtes Gewissen macht sich breit: „Ich sollte mal mehr Sport machen…“

Wie seltsam, dass Menschen nicht aufhören sich zu korrigieren, auch wenn diese Korrekturen offensichtlich nicht funktionieren. Was ist die Alternative? Drücken Sie nicht das Becken gegen das Gewicht des zusammengesackten Rumpfes nach oben, sondern lassen Sie den Kopf durch sein dynamisches Verhältnis zur Wirbelsäule den Oberkörper in die Aufrichtung führen. Das ist viel einfacher und lässt sich – unter fachkundiger Anleitung – lernen.

Daher meine Empfehlung: Verzichten Sie auf „Korrekturen“, die nicht funktionieren. Sie dienen meistens nur der Selbstbeschwichtigung: „Wenigstens gebe ich mir Mühe…“ Und auch wenn Sie noch keine Alternativen kennen, so ist es doch schon ein Gewinn, sich von der Untauglichkeit vertrauter Vorgehensweisen zu überzeugen. Jeder neue Weg beginnt mit dem Verlassen des alten.

Ich weiß so viel und tu so wenig

Freitag, Mai 27th, 2011

Eine häufige Klage veränderungswilliger Menschen lautet ungefähr so: „Da habe ich schon so viel gelernt und weiß so viel, und doch kann ich so wenig umsetzen. Irgendwie scheine ich nie das zu erreichen, was ich eigentlich will. Und dabei habe ich schon so viele Bücher gelesen…“

Wissen allein macht noch kein Handeln. Das ist eine allseits beobachtbare Tatsache. Die Menschen wissen beispielsweise, dass zwei Tüten Chips bei wenig Bewegung nicht gerade gesund sind – und landen trotzdem immer wieder auf der Couch. Auf dem Weg vom Wissen zum Handeln gibt es zahlreiche Stolpersteine, und einer davon ist die verbreitete Neigung, abstraktes Wissen für ausreichend für Verhaltensänderung zu halten.

Ohne direkte persönliche Erfahrung kann keine Veränderung gelingen. Sich aber darauf einzulassen, ist häufig so schwer. Nicht weil es in sich schwer wäre, sondern weil wir es für schwer halten. Wir ahnen, dass der lebendige Strom der Erfahrung unsere Gefühle, Haltungen und Einstellungen stärker verändern könnte, als uns lieb ist. Veränderung ja, aber bitte nicht zu viel davon! Es ist diese diffuse Angst vor der Wucht neuer Erfahrungen, mit der jeder Veränderungswillige rechnen muss.

Wenn Sie also mal wieder über sich den Kopf schütteln, wenn Sie nicht das tun, was Sie nach Ihrem aktuellen Wissensstand von sich erwarten, dann schenken Sie sich etwas Bedenkzeit: „Welche Erfahrung ist es, die ich fürchte? Wie wäre es, wenn ich mich dennoch mal darauf einließe?“ Und wenn Sie dann etwas Bereitschaft spüren, dann führen Sie sich freundlich, aber bestimmt über die Grenzen des Vertrauten hinweg in eine neue Erfahrung.

Seminar „Klären statt kämpfen – Konfliktlösung im Berufsalltag“, 17.05.11

Dienstag, Mai 17th, 2011

Wie kommt es, dass trotz manch guter Vorsätze das Miteinander im beruflichen Alltag immer wieder schwierig wird? Ein Grund liegt darin, dass viele Menschen sich solche Mühe geben, „unkompliziert“ zu sein, keine Umstände zu machen, den lieben Frieden zu wahren und Störungen nicht anzusprechen. Solche Angst im Kleinen führt aber dazu, dass sich Unmut ansammelt wie die Regentropfen in der Tonne – bis die Tonne eines Tages voll ist und überläuft. Wenn Unstimmigkeiten sich noch nicht zu handfesten Gegensätzen ausgewachsen haben, können sie relativ leicht angesprochen und geklärt werden. Dazu bedarf es eines gewissen Mutes – der Bereitschaft, sich dem anderen zuzumuten. Die Angst führt in die Eskalation, der Mut in die Lösung.

Was brauche ich?

Donnerstag, Mai 5th, 2011

Die Frage nach unseren Bedürfnissen lenkt die Aufmerksamkeit auf die eigene Person. Für manche ist diese Perspektive ungewohnt, weil sie sich anderen Menschen, bestimmten Werten oder Idealen verpflichtet fühlen und sich die Frage nach eigenen Bedürfnissen nur in engen Grenzen gestatten.

„Was erwartet man von mir?“

„Was wollen andere von mir?“

 „Was ist richtig?“

„Was sollte ich tun?“

Diese Fragen lenken die Aufmerksamkeit auf die Wünsche und Interessen anderer, auf Normen oder Wertvorstellungen, die in gewisser Weise unabhängig von mir selbst existieren. Die Frage „Was brauche ich?“ hingegen führt mich zu mir selbst zurück und lädt zu sorgfältigerer Selbstwahrnehmung ein. Die Frage nach den Bedürfnissen ist dann auch eine gute Vorbereitung auf die Frage nach den eigenen Zielen: „Was will ich in dieser Situation erreichen? Wo will ich hin?“

Wer für sich selbst Verantwortung übernehmen will, braucht Kenntnis der eigenen Bedürfnisse. Gewiss spielen die Interessen und Bedürfnisse anderer Menschen sowie bestimmte Werte und Normen auch eine Rolle bei der Wahl unserer persönlichen Ziele, aber ohne den Kontakt zu den eigenen Bedürfnissen laufen wir Gefahr, unsere „Zielsicherheit“ zu verlieren.