In der Gesellschaft spricht man in letzter Zeit öfters über Kommunikation. Eine nicht geringe Anzahl von Bürgern ist nämlich unzufrieden darüber, wie Politiker und andere Entscheidungsträger mit den normalen Menschen sprechen. Kritisiert werden nicht bloß autoritäres Reden und Verhalten, sondern auch ein gewisser Mangel an der für Kommunikation so wichtigen Fähigkeit des Zuhörens. Die Unzufriedenheit ist so groß, dass unlängst bereits das Ende der Basta-Politik verkündet wurde.
Doch so weit ist es noch lange nicht gekommen. Zunächst einmal sind wir in der Phase angekommen, das auch jedes Kind beim Spracherwerb durchläuft: die Zeit des Nachplapperns und Imitierens. Wenn ein Kind beispielsweise das sorgenvolle Aufstöhnen der Mutter imitiert und dann noch mit ernster Miene hinzufügt „Das Leben ist manchmal so schwer“, dann findet das die Mutter lustig. Schau mal, wie ein kleiner Erwachsener!
Wenn Politiker das tun, ist das weniger lustig. Wenn beispielsweise davon die Rede ist, man „kommuniziere auf Augenhöhe“, dann fragt sich, was das bedeuten soll und worin da die Leistung besteht. Solch eine Aussage hat ebenso viel Wahrheitsgehalt wie der Werbeslogan „Jetzt mit 30% mehr Reinigungskraft!“.
Denn wenn man vorher nicht auf Augenhöhe kommuniziert hat, was hat man denn dann getan? Saß da etwa einer auf dem Boden? Herrschten da etwa noch keine Gleichberechtigung und Meinungsfreiheit? Und wenn es jetzt gut ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren, hat man da vorher etwas falsch gemacht? Hat man sich irgendwie über den anderen gestellt, ihn nicht richtig gehört und wahrgenommen, hat man vielleicht nicht wirklich mit ihm (nur zu ihm) gesprochen?
Aber nein! Das meiste Gerede der Politiker über die Kommunikation auf Augenhöhe bedeutet selbstverständlich nicht, dass man in der Vergangenheit schlecht kommuniziert hätte. Der Werbeslogan „Jetzt mit 30% mehr Reinigungskraft“ heißt ja auch nicht „Früher hatten wir ein echt lasches Zeug“.
Dann müsste man ja auch zugeben, dass es einem als Politiker meistens egal war, was die Leute wirklich dachten und dass man an einem freien Meinungsaustausch wenig Interesse hatte. Dann müsste man ja heute den Leuten direkt in die Augen blicken und zugeben, dass man sie früher von oben herab behandelt hat und dass man es heute besser machen will.
Nun ja, aber das wäre selbst einem Politiker zu viel Augenhöhe.