Archive for the ‘Kommunikation’ Category

Konflikte lösen – erst die Beziehung, dann die Sache

Samstag, Mai 11th, 2013

Konflikte gehören zum Leben. Sie scheinen unvermeidlich zu sein angesichts der Unterschiedlichkeit der Menschen. Was ich will und brauche, ist nicht immer deckungsgleich mit dem, was du willst und brauchst.

Wo es Regeln gibt, lassen sich Konflikte vermeiden. Im Straßenverkehr zum Beispiel. Ein Konflikt zwischen Fahrer A und Fahrer B wird nach festen Regeln gelöst. Muss sich dann nur jeder an die Regeln halten, was bekanntlich nicht immer gelingt.

Die meisten Konflikte lassen sich aber nicht über Regeln lösen. Vor allem die zwischenmenschlichen Konflikte brauchen eine Offenheit für die besondere Situation, ein aktives Miteinander-Sprechen, Einander-Zuhören, ein Miteinander-Denken-und-Fühlen. Dieser Prozess lässt sich nicht in Regeln erfassen. Er ist zu vielschichtig und kann nur mit Präsenz, Einsicht und Intuition bewältigt werden.

Die Frage ist, ob wir die Tatsache anerkennen, dass Konflikte, die ungelöst bleiben, nicht einfach dadurch verschwinden, dass wir uns mit ihnen nicht mehr beschäftigen. Vielleicht hat sich A gegenüber B durchgesetzt und für ihn ist der Fall damit erledigt. Für B aber nicht und deswegen geht der Konflikt in veränderter Gestalt weiter. Wenn Konflikte ungelöst bleiben, wirken sie weiter. Es ist deswegen wichtig, zu verstehen, wie wir Konflikte lösen können.

Der erste Schritt auf dem Weg zur Lösung ist die Klärung. Ein unklarer Konflikt kann nicht gelöst werden (außer durch Zufall oder Fügung). Was bedeutet Klärung? Der Konflikt erscheint auf den ersten Blick immer etwas anders, als er von seinem Wesen her ist. Das berühmte Beispiel aus der Partnerschaft ist der Streit um die Zahnpastatube: Ist es richtig, sie von hinten auszudrücken? Oder ist es erlaubt, sie von egal wo auszudrücken? Diese Sachfrage ist natürlich verbunden mit Beziehungsfragen: Wer darf hier wem sagen, was er tun soll? Wie kommen wir zusammen, wenn wir nun mal unterschiedlich sind? Könnte ich mich von meiner Position abbringen lassen und wie gefährlich wird das für mich, dir gegenüber nachzugeben – bin ich dann in deinen Augen nicht mehr so viel wert?

Diese Beziehungsfragen sind nun nicht mehr so harmlos wie die Frage nach der Zahnpastatube. Es sind essentielle Fragen des menschlichen Lebens. Wenn es uns nicht gelingt, auf diese Fragen eine Antwort zu finden, die uns beiden gerecht wird, dann werden wir es nicht schaffen, die Sache mit der Zahnpastatube klar zu kriegen. Dies ist eine Gesetzmäßigkeit: Beziehungskonflikt sticht Sachkonflikt. Wenn wir den Beziehuhgskonflikt nicht lösen können, dann kommen wir unter keinen Umständen an den Sachkonflikt heran. Umgekehrt geht das schon. Wenn der Sachkonflikt ungelöst bleibt, ist es durchaus möglich, unseren Beziehungskonflikt zu lösen.

Wenn wir die relative Vorrangigkeit des Beziehungskonflikts erst einmal verstehen, dann hören wir auf, uns immer wieder auf die Sachthemen zu stürzen. Denn wir werden spüren, dass dieses Sprechen über die Sachebene ein Ausweichen ist, getragen von der Furcht, den Beziehungskonflikt anzugehen.

Wir haben Konflikte nicht nur im alltäglichen privaten und beruflichen Leben, wo sie uns möglicherweise lösbar erscheinen mögen. Wir erleben auch Konflikte von großem Umfang. Groß deshalb, weil dort nicht einzelne Personen, sondern jeweils viele Menschen in großen Gruppen daran beteiligt sind: Parteien, Konzerne, Regierungen, Armeen, Gewerksschaften, Lobbygruppen, Bürgervereinigungen. Die Szenerie ist unüberschaubar. Wer hat mit wem eigentlich hier einen Konflikt? Worin besteht dieser Konflikt eigentlich? Worum geht es im Kern?

Diese Fragen können nicht beantwortet werden, wenn die tieferliegenden Beziehungsfragen nicht angegangen werden. Wenn zum Beispiel Menschen einander nicht mehr vertrauen können, wie sollen sie dann einen Konflikt gemeinsam lösen können? Wenn eine Gruppe vor einer anderen Gruppe Angst hat und misstrauisch ist, wie können wir dann erwarten, in der Sache weiterzukommen?

Es ist an der Zeit, dass wir uns darum bemühen, die Beziehungsfragen offen anzusprechen und ihre Wirkmächtigkeit anzuerkennen. Im Privatleben, im Beruf, in der Politik, in der Gesellschaft. Wenn wir dieses Tabu nicht auflösen, werden wir die Konflikte nicht lösen können. Und das bedeutet in der Konsequenz: Der Regenwald wird weiter abgeholzt werden. Die Meere werden weiter verseucht werden und die Gewalt in der Gesellschaft wird weiter zunehmen. Ein Konflikt verschwindet nicht, wenn wir ihn nicht lösen. Wir spüren ja tagtäglich die Folgen ungelöster Konflikte – unserer eigenen und der vielen, vielen ungelösten Konflikte der Vergangenheit, die unsere Vorfahren nicht zu lösen vermochten. Es ist an der Zeit, über unsere Konfliktkultur neu nachzudenken und Neues auszuprobieren.

Fangen Sie am besten heute damit an, Ihre Konflikte anzuschauen. Erst die Beziehungsebene, dann die Sachebene. Und dann kommen Sie darüber ins Gespräch. Und wenn es Ihnen nicht gelingt, den Konflikt zu lösen, so können Sie ihn doch wenigstens klären, d. h. relative Klarheit darüber herstellen, worum es dabei geht, sowohl auf der Beziehungs- als auch der Sachebene. Das ist der erste Schritt. Und vielleicht können Sie ja demnächst wieder darüber ins Gespräch kommen – und dann zeigt sich Ihnen und Ihrem Gegenüber, wie sich der Knoten auflösen lässt und Sie beide gemeinsam weiter gehen könnten.

 

 

 

 

Den eigenen Wahrnehmungen vertrauen

Mittwoch, April 3rd, 2013

Es ist für uns Menschen wichtig, dass wir die Möglichkeit haben, unseren eigenen Wahrnehmungen zu vertrauen. Das heißt nicht, dass wir uns mit dem, was wir wahrnehmen, nicht auch irren könnten.  Aber zunächst einmal ist es wichtig, dass wir unseren eigenen Blick auf die Situation entwickeln, in der wir uns gerade befinden.

Dies geschieht zunächst dadurch, dass wir in uns das Bewusstsein entwickeln: „Aha, ich sehe das jetzt so und so.“ Das Vertrauen in die eigene Wahrnehmung ist aber erst dann echtes Vertrauen, wenn wir in der Lage sind, diese Wahrnehmung offen und einfach anderen gegenüber zu vertreten.

Doch das erscheint uns oft recht schwierig. Vielleicht wir lassen uns  von dem beeinflussen, was andere sagen.  Vielleicht spüren wir, was wir selbst denken,  trauen uns aber nicht, etwas zu sagen, weil wir nicht anecken wollen. Manches, das uns schon auf der Zunge liegt, wird wieder heruntergeschluckt, weil man das Urteil der anderen fürchtet.

Den eigenen Wahrnehmungen vertrauen erfordert Klarheit und Mut. Ich weiß schon: es gibt viele gute Gründe, nicht zu sagen, was man gerade denkt. Aber ist diese Entscheidung in jedem Fall wirklich eine freie Entscheidung?

 

 

 

 

Etwas über Konflikte

Freitag, Juni 1st, 2012

Der Konflikt zwischen Ich und Körper

Manche Menschen betrachten sich als friedfertige und harmonische Zeitgenossen. Ich und Konflikte? Ich lasse doch (meistens) allen ihren Frieden! Doch wir Menschen kommen um den Konflikt nicht herum. Und auch wenn wir uns in unserem Alltagsleben oftmals versöhnlich, gesprächsbereit und einverstanden zeigen, schlummert doch in uns Konfliktpotenzial.

Fangen wir also doch gleich bei uns selbst an: Wir leben in unserem Körper und gehen mit ihm um. Stellen wir uns einmal die Situation wie eine Teamarbeit vor: Ich, der Denker, und der Körper sind aufeinander angewiesen. Sie arbeiten zusammen. Wie arbeiten sie zusammen? Wie gehe ich mit meinem Körper um?

Sicher, manchmal wissen wir nicht, wie wir besser mit dem Körper umgehen können. Es fehlt das Wissen. Doch oft genug wissen wir durchaus, wie wir mit unserem Körper besser umgehen könnten und dennoch werden wir nicht aktiv. Verspannungen, Druck, Müdigkeit und Erschöpfung sind die Folge. Warum übergehen wir körperliche Signale so oft?

Betrachten wir einmal körperliche Belastungszeichen und Bewegungsprobleme als einen Konfliktfall, als ungelöste Interessenkollision. Lautet F. Glasl, einem bekannten Konflitkforscher, definiert sich ein Konflikt so: Ein Konflikt ist eine Interaktion, bei der es Unvereinbarkeiten gibt, die für mindestens einen Beteiligten eine Beeinträchtigung bedeuten.

So können wir sagen, dass es auch zwischen Ich und Körper manchmal Unvereinbarkeiten gibt. Ich will schnell fertig werden – der Körper ist müde. Oder: Der Körper ist voller Energie – ich will geduldig zuhören. Und dann kommt es zu Beeinträchitgungen. Ich will schnell fertig werden und überanstrenge den Körper. Oder ich will geduldig zuhören und fixiere meine Muskeln, um nicht meinen Bewegungsdrang zu spüren. Die Beeinträchtigung kommt irgendwo zum Vorschein und einer zieht den Kürzeren.

Nun geht die Konfliktgeschichte aber weiter. Denn erst wird der Konflikt nicht als solcher anerkannt, sondern erst einmal verschleppt, und zwar durch Strategien, die den Konflikt nur scheinbar lösen, in Wahrheit aber fixieren. Auf Seiten des Ich, das die Körperbedürfnisse übergeht, gibt es u. a. diese konfliktfixierenden Strategien:

  • Ignorieren: „Ach man soll sich nicht so wichtig nehmen.“
  • Abwerten: „Ich hab eben schlechte Gelenke.“
  • Symptomorientiertes Korrigieren: „Die Schulter sollte nach hinten gehen.“

Und wie reagiert der Körper? Er ist unglücklich über diese Behandlung und stört den Betrieb z. B. durch:

  • Rückzug, d. h. die Wahrnehmungsfähigkeit nimmt ab
  • Symptomverlagerung
  • Verstärkung der Störung

Der Irrtum hinter diesem eskalierenden Konflikt liegt in der Vorstellung, dass Körper und Ich unvereinbar gegensätzliche Interessen haben: „Wenn ich auf den Körper achten würde, dann könnte ich nicht das Leben leben, wie ich es will.“ Dieses Denken ist weit verbreitet. Viele wünschen sich einen „automatisierten Körperbetrieb“: der Körper soll von selbst gut funktionieren, ohne dass das Ich etwas dazu tun soll. Man empfindet es als Zumutung, sich bewusst mit dem Körper zu befassen.

Bedürfnisse anerkennen

Doch diese Sicht ist kurzsichtig. Wenn sich das Ich gegen den Körper durchsetzt, schadet sich das Ich selbst. Ich und Körper sitzen im selben Boot. Wir brauchen einen offenen Blick für alle Bedürfnisse des Selbst. Körper und Ich sollen miteinander arbeiten, nicht gegeneinander.

Ich-Bedürfnisse sind solche Bedürfnisse, die vom Ich-Bewusstsein gebilligt und anerkannt werden, z. B. Bedürfnisse nach Anerkennung oder Sicherheit. Körper-Bedürfnisse sind solche Bedürfnisse, die in Verbindung mit dem Funktionieren und Wohl des Körpers und seiner Systeme stehen, also z. B. Raum, Nahrung, Koordination.

Manche Körper-Bedürfnisse werden vom Ich nicht anerkannt und dann entsteht ein Konflikt. Es ist z. B. so, als würde man sich sagen: „Ich sehe nicht ein, dass mein Körper gerade Beweglichkeit braucht und keinen Zwang verträgt.“ Dabei hat das Ich „gute Gründe“. Wir sagen uns zum Beispiel: „Ich muss unbedingt schnell fertig werden mit dieser Arbeit, dafür bekomme ich Anerkennung, und wenn ich es nicht schaffe, dann ernte ich Kritik.“ So werden Ich-Bedürfnisse auf dem „Rücken des Körpers“ ausgetragen.

Wir werden miteinander aktiv

Wenn wir den Konflikt auflösen wollen, müssen wir diesen Gedanken in Frage stellen: „Entweder muss ich gegen den Körper handeln, um Ich-Bedürfnisse zu befriedigen, oder ich handele gegen Ich-Bedürfnisse, um dem Körper gerecht zu werden.“ Dieses Entweder-Oder ist der fixierte Konflikt. Konfliktlösendes Denken zielt darauf ab, alle Bedürfnisse und Interessen in den Blick zu nehmen: Das Ich und seine Bedürfnisse sowie den Körper und seine Bedürfnisse. Konfliktlösendes Denken fragt, wie sich diese Bedürfnisse gleichzeitig berücksichtigen lassen.

In der Alexander-Technik finden wir ein Konzept , das einen perfekten Interessenausgleich zwischen Ich und Körper definiert. Einfach gesagt, lautet dieses Konzept so: „Wenn du etwas willst, halt inne und überlege, wie du es erreichen kannst. Nutze dabei den Körper als das Instrument deines Handelns. Dann hilft er dir, das, was dir wichtig ist, zu verwirklichen.“ So einfach dies klingt – in der Praxis verhalten wir uns oft anders. Wir nehmen körperliche Nebenwirkungen für unsere großen Ich-Ziele in Kauf.

Doch zum Glück gibt es einen Ausweg: wir können innehalten und lernen, anders zu denken.

Seminar „Komm auf den Punkt!“ am 12.11.11

Montag, November 14th, 2011

Auf den Punkt kommen – das ist ein schönes Ideal. Jeder möchte gerne „treffende Worte“ und „Sätze, die sitzen“ sagen. Leider führt der Weg zur wirkungsvollen Bündigkeit über eine gewisse innere „Ausschweifung“. Gemeint ist damit ein offenes Spiel der Gedanken und Gefühle, die in aller privaten Ehrlichkeit den Sprechenden über sich selbst aufklären und die spätere Wahl der Worte vorbereiten. Je mehr Sie über sich und Ihre Einstellung zu einem Sachverhalt wissen, desto wirkungsvoller können Sie später auch ein paar Dinge nicht sagen.

Kurz und knapp kann nur der sein, der bereit ist, die Verwicklungen, Feinheiten und Widersprüche in sich wahrzunehmen und sich auch mal der Qual der Wort-Wahl auszusetzen. Lassen Sie sich also ruhig Zeit mit der Präzision. Das gilt besonders für schwierige Kommunikationssituationen, wenn Missverständnisse durch die Luft schwirren und Spannungen mit Händen greifbar werden.

Also erst Herz öffnen und dem Verstand Auslauf geben – und erst dann auf den Punkt kommen! Alles klar?

Kommunikation auf Augenhöhe

Freitag, Juli 15th, 2011

In der Gesellschaft spricht man in letzter Zeit öfters über Kommunikation. Eine nicht geringe Anzahl von Bürgern ist nämlich unzufrieden darüber, wie Politiker und andere Entscheidungsträger mit den normalen Menschen sprechen. Kritisiert werden nicht bloß autoritäres Reden und Verhalten, sondern auch ein gewisser Mangel an der für Kommunikation so wichtigen Fähigkeit des Zuhörens. Die Unzufriedenheit ist so groß, dass unlängst bereits das Ende der Basta-Politik verkündet wurde.

Doch so weit ist es noch lange nicht gekommen. Zunächst einmal sind wir in der Phase angekommen, das auch jedes Kind beim Spracherwerb durchläuft: die Zeit des Nachplapperns und Imitierens. Wenn ein Kind beispielsweise das sorgenvolle Aufstöhnen der Mutter imitiert und dann noch mit ernster Miene hinzufügt „Das Leben ist manchmal so schwer“, dann findet das die Mutter lustig. Schau mal, wie ein kleiner Erwachsener!

Wenn Politiker das tun, ist das weniger lustig. Wenn beispielsweise davon die Rede ist, man „kommuniziere auf Augenhöhe“, dann fragt sich, was das bedeuten soll und worin da die Leistung besteht. Solch eine Aussage hat ebenso viel Wahrheitsgehalt wie der Werbeslogan „Jetzt mit 30% mehr Reinigungskraft!“.

Denn wenn man vorher nicht auf Augenhöhe kommuniziert hat, was hat man denn dann getan? Saß da etwa einer auf dem Boden? Herrschten da etwa noch keine Gleichberechtigung und Meinungsfreiheit? Und wenn es jetzt gut ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren, hat man da vorher etwas falsch gemacht? Hat man sich irgendwie über den anderen gestellt, ihn nicht richtig gehört und wahrgenommen, hat man vielleicht nicht wirklich mit ihm (nur zu ihm) gesprochen?

Aber nein! Das meiste Gerede der Politiker über die Kommunikation auf Augenhöhe bedeutet selbstverständlich nicht, dass man in der Vergangenheit schlecht kommuniziert hätte. Der Werbeslogan „Jetzt mit 30% mehr Reinigungskraft“ heißt ja auch nicht „Früher hatten wir ein echt lasches Zeug“.

Dann müsste man ja auch zugeben, dass es einem als Politiker meistens egal war, was die Leute wirklich dachten und dass man an einem freien Meinungsaustausch wenig Interesse hatte. Dann müsste man ja heute den Leuten direkt in die Augen blicken und zugeben, dass man sie früher von oben herab behandelt hat und dass man es heute besser machen will.

Nun ja, aber das wäre selbst einem Politiker zu viel Augenhöhe.

Sich zuhören

Sonntag, Juni 12th, 2011

Wann haben Sie sich das letzte Mal zugehört? Was, das tun Sie schon? Sind Sie sicher? Sich zuhören, bedeutet, die Worte so hören, als spräche sie eine andere Person, als wüssten Sie nicht, wie es sich von innen anfühlt, diese Worte zu sprechen.

Stellen Sie sich doch um des Experimentes willen vor, was Sie von einem Menschen denken würden, der die Worte und Sätze spricht, die Sie gerade sprechen. Dann bekommen Sie einen Eindruck davon, wie vieldeutig  das ist, was Sie sagen. Sie werden merken, dass Ihr Gegenüber es gar nicht so leicht hat, Sie zu verstehen – denn er muss ohne das innere Begleitgefühl auskommen, zu dem Sie Zugang haben und das Ihnen so oft den trügerischen Eindruck vermittelt, Sie drückten sich klar aus.

Wenn Sie sich nun gut zugehört haben, dann werden Sie feststellen, dass Sie das ein oder andere nicht sagen, was Sie denken und fühlen. (Das ist in Ordnung, ich bin durchaus nicht für schonungslose Offenheit.) Die Frage ist aber: Haben wenigstens Sie selbst das Gedachte und Gefühlte, aber Nicht-Ausgedrückte richtig gehört? Also so gehört,  als spräche es ein anderer. Was für einer Person begegnen Sie dann, wenn Sie Ihren Gedanken und Gefühlen zuhören?

Es kann schwierig sein, auszusprechen, was man denkt. Wenn Sie es verstehen, sich selbst besser zuzuhören, werden Sie es künftig leichter finden. Denn einen Zuhörer haben Sie dann schon.

Seminar „Klären statt kämpfen – Konfliktlösung im Berufsalltag“, 17.05.11

Dienstag, Mai 17th, 2011

Wie kommt es, dass trotz manch guter Vorsätze das Miteinander im beruflichen Alltag immer wieder schwierig wird? Ein Grund liegt darin, dass viele Menschen sich solche Mühe geben, „unkompliziert“ zu sein, keine Umstände zu machen, den lieben Frieden zu wahren und Störungen nicht anzusprechen. Solche Angst im Kleinen führt aber dazu, dass sich Unmut ansammelt wie die Regentropfen in der Tonne – bis die Tonne eines Tages voll ist und überläuft. Wenn Unstimmigkeiten sich noch nicht zu handfesten Gegensätzen ausgewachsen haben, können sie relativ leicht angesprochen und geklärt werden. Dazu bedarf es eines gewissen Mutes – der Bereitschaft, sich dem anderen zuzumuten. Die Angst führt in die Eskalation, der Mut in die Lösung.

Bitte nicht beeindrucken!

Dienstag, April 26th, 2011

In Büchern und Artikeln über Körpersprache wird gerne auf die Wichtigkeit des ersten Eindrucks verwiesen. „Die ersten Momente entscheiden über Ihren Auftritt!“ heißt es da. Und gemeint ist: „Wenn Sie den ersten Eindruck vermasseln, ist es aus.“

Ich möchte hier Entwarnung geben. Es mag zwar Situationen geben, in denen es nur eine einzige Chance gibt, andere Menschen zu überzeugen, z. B. Vorstellungsgespräche. Für alle anderen Situationen aber gilt: Der erste Eindruck ist zwar wichtig, aber nicht etwa deswegen, weil er unverrückbar das Urteil prägt, sondern weil er einen Referenzwert darstellt. Denn Menschen ändern ihre Meinung über andere Menschen im Umgang miteinander. Spätere Eindrücke können den ersten Eindruck bestätigen, relativieren oder in sein Gegenteil verkehren.

Der Schein trügt – und der erste Eindruck eben oft auch. Gehen Sie also gelassen mit dem ersten Eindruck um. Versuchen Sie nicht, einen besonderen ersten Eindruck auf Ihren Gesprächspartner zu machen. Er könnte sonst, wenn er sie später besser kennenlernt, von Ihnen enttäuscht sein.

Seminar „Bühne frei für mich“, 16.04.2011

Montag, April 18th, 2011

Jeder steht einmal auf der Bühne, sei es im Beruf bei Teambesprechungen, Präsentationen oder Diskussionen oder privat beim Vorlesen oder in Gesprächen. So reizvoll und spannend solche Situationen auch sind, sie können auch Angst machen und den Auftretenden zur Flucht oder zur „Selbst-Maskerade“ verleiten.

Wie kann ich meine Botschaften klar und ansprechend formulieren? Wie bewege ich mich, wenn ich auftrete, wie bin ich präsent? Und wie kann ich einen guten, lebendigen Kontakt zu meinen Zuhörern und Zuschauern herstellen, sie berühren, bewegen, überzeugen? Und dann die Frage aller Fragen: Wie gehe ich mit Aufregung und Nervosität um?

Es ist gut, Techniken und Strategien zu kennen, doch der erste und wichtigste Schritt ist, die Gegenwart so anzunehmen, wie sie ist. Ja, ich bin aufgeregt. Ja, es verunsichert mich, dass ich nicht weiß, was die anderen von mir denken. Alles andere kommt danach. Und dann kann es richtig gut werden.

Seminar „Gute Kommunikation im Berufsalltag“, 09.04.2011

Samstag, April 9th, 2011

Wer den Mund aufmacht, riskiert Missverständnisse. Wer still ist, ebenso. Deswegen lohnt sich zu fragen: Wie kann ich ein guter Zuhörer sein, also jemand, der sich für das Gemeinte hinter dem Gesagten interessiert? Und was brauche ich, um mich klar, beziehungsfreundlich und wirkungsvoll mitzuteilen? Und dann konkret im beruflichen Alltag: Wie kann ich mit schwierigen Kunden oder einer anspruchsvollen Chefin umgehen? Wie kann ich mutig meinen Standpunkt behaupten, wenn ich die Dinge anders sehe?

„Komm auf den Punkt!“ hieß es in der Seminarausschreibung. Ironischerweise führte dieses Motto  zu einem Missverständnis. Einige nahmen an, dass es bloß einen Punkt gebe, auf den zu kommen ist. Im Seminar zeigte sich: In Wirklichkeit gibt es mehrere.

Denn in der Kommunikation geht nicht nur um die Sache, sondern auch um Beziehungen – um mich und dich, um uns und unseren Blick auf die Sache. Es geht um das, was ist, und um das, was sein soll. Sie sehen: Kommunikation ist ein Spiel mit vielen Punkten.